Viertes Haus
Häuser
Haus IV.
Symbolische Herrscher – Krebs, Mond; in Erhöhung Jupiter und Neptun; im Exil Saturn; im Fall Mars.
Symbolische Herrscher – Krebs, Mond; in Erhöhung Jupiter und Neptun; im Exil Saturn; im Fall Mars.
Viele der vom IV Haus gesteuerten Programme sind archaisch, aber sie liegen so tief, dass sie in der Psychotherapie schwer zugänglich sind. Sie sind durch oberflächlichere Schichten geschützt, die eine Weiterentwicklung der zugrundeliegenden Idee darstellen. Diese Uridee selbst ist meist nur intuitiv zu erfassen. Die Programme des Unterbewusstseins der übrigen Häuser sind sekundär gegenüber denen von Haus IV auch wenn sie äußerlich ganz anders erscheinen, da sie anderen Zeichen und Planeten unterstehen.
Haus IV bestimmt das grundlegende, von nichts abhängige Weltgefühl des Menschen, das sich in den Situationen des Hauses III (soziale Umgebung), Haus II (materielle Umwelt) und überhaupt in allen Lebenslagen ausdrückt.
Haus IV legt auch das Fundament der Religiosität fest – insbesondere ihren tiefsten, unbewussten Kern. Es beeinflusst das grundlegende Empfinden darüber, wo Gott und der Teufel ihren Platz in der Welt und in der eigenen Seele haben, sowie den Grad ihres Einflusses auf das Individuum.
Haus IV betrifft die wichtigste Art der Selbstbestätigung: jene, die unmittelbar vom Absoluten kommt. Das Absolute erteilt in diesem Haus dem Menschen Aufgaben und bewertet, wie gut er sie erfüllt. Der Kontakt zum Absoluten erfolgt je nach Stellung des vierten Hauses im Horoskop auf unterschiedliche Weise.
Im äußeren Leben zeigt Haus IV das Verhältnis des Menschen zu einem bestimmten Stück Erde, das er als seine Heimat empfindet – sei es ein Land, eine Stadt oder einfach das Elternhaus.
Bei verletzten Haus IV wird dieses Heimatgefühl oft negativ. Dieses Empfinden – wie alles, was mit Haus IV verbunden ist – ist äußerst intim. Daher wird es im Fall von Verletzungen häufig verdrängt, und der Mensch glaubt, keine Wurzeln zu haben. Tatsächlich existieren sie – aber sie sind so beschaffen, dass man sie ohne Vorbereitung besser nicht betrachtet.
Haus IV regiert das häusliche Leben genauer: das tägliche Dasein im Raum, den der Mensch als sein Zuhause betrachtet. Wenn jemand seine Wohnung oder sein Zimmer betritt und die Tür hinter sich schließt, senkt sich sanft das vierte Haus über ihn. Es bleibt aktiv, solange er sich in seinem Zuhause befindet. Natürlich können gleichzeitig auch andere Häuser wirken – aber Haus IV ist immer beteiligt.
Haus IV steht auch über Immobilien für jene, die welche besitzen (Häuser, Grundstücke, Anwesen). Es regelt grundsätzlich den Schutz des Menschen vor der Außenwelt das, was seine Existenz und sein Überleben trägt. Dazu gehören auch die elementaren Mittel: Nahrung, Kleidung, Unterkunft (auch zur Miete). Weitere finanzielle Aspekte fallen in Haus II oder Haus VIII. Obwohl die genannten Lebensbereiche nur einen Teil des Daseins ausmachen, ist das Niveau der Verwirklichung und Aufarbeitung von Haus IV von außerordentlicher Bedeutung. Denn es bildet das Fundament, das durch all seine Handlungen und Zustände hindurchscheint.
Wenn der Mensch das Prinzip des Hauses IV nicht realisiert, irrt er ruhelos durchs Leben, ohne Halt, ohne Ruhe. Dann hat er weder Gott in der Seele (egal, was er selbst darüber denkt), noch ein Dach über dem Kopf, das ihn vor dem Sturm des Karmas schützt – und sei es ein noch so prunkvoller Palast. Das Gebäude des individuellen Schicksals – wie jedes andere auch – braucht ein Fundament. Sein Name ist Haus IV. Alle Versuche, dieses Gebäude zu errichten, ohne den Grund zu legen oder diesen oberflächlich zu behandeln, enden gleich: Es zerfällt zu Staub.
Die Verwirklichung des Prinzips von Haus IV bedeutet die Aufarbeitung bis zu dem Niveau, das die individuelle karmische Aufgabe in Übereinstimmung mit dem Evolutionsstand des Menschen vorsieht. Haus IV symbolisiert den Vater als Figur, die das Leben erhält und das stabile Bestehen des Kindes sichert: Der Vater baut das Haus und bringt Nahrung.
Auf der ersten Stufe der Aufarbeitung von Haus IV ist das grundlegende Lebensgefühl von Einsamkeit und Gottverlassenheit geprägt. Der Mensch erlebt sich allein in einer riesigen, furchterregenden Welt, in der ihn weder etwas Inneres noch Äußeres stützt. Er glaubt, nur durch Wissen, Geschick, List oder Erfahrung überleben zu können – und wenn er die Wachsamkeit verliert, wird er von anderen Wesen oder den Kräften der Natur ausgelöscht.
Bei verletzten Haus IV erscheint die Welt als bedrohlich. Wenn keine Verletzung vorliegt, wirkt sie gleichgültig und kalt. Selbst bei harmonischen Aspekten glaubt der Mensch an sein „zufälliges Glück“, doch innerlich bleibt er im selben Zustand. Auf dieser Ebene ist kein Platz für Gott oder selbstlose Liebe. Dagegen hat der Teufel freien Spielraum – seine Macht hängt direkt von der Anzahl gespannter Aspekte (Quadrat, Opposition) zu Haus IV ab (harmonische Aspekte Trigon, Sextil bleiben unberücksichtigt).
Wichtig: Die Einstellungen von Haus IV betreffen das gesamte Leben des Menschen – also alle Häuser des Horoskops, ohne Ausnahme. Das unterscheidet sie von den Einstellungen etwa von Haus II oder III, die sich auf die äußere bzw. soziale Umwelt beziehen. Die Lebenshaltung auf dieser Ebene ist äußerst egoistisch und meist durchgehend pessimistisch:
• „Jeder denkt nur an sich.“
• „Der Mensch ist des Menschen Wolf.“
• „Verlassen kann man sich nur auf sich selbst – und selbst das nicht immer.“
• „Einen Wolf füttert man vergeblich – er schaut immer in den Wald.“
Die Grundbotschaft lautet: In der Welt gibt es nichts Gutes, Ordnung oder Liebe sind vergänglich und werden durch den Lauf der Dinge zwangsläufig zerstört. Auf jeden inneren oder äußeren Impuls folgt Misstrauen und die Erwartung des Schlimmsten. Wenn es regnet – droht bald eine Flut. Wenn die Sonne scheint kündigt sich eine tödliche Dürre an. Ist der Mond verschwunden wurde er von Kosmonauten gesprengt und verheimlicht.• „Der Mensch ist des Menschen Wolf.“
• „Verlassen kann man sich nur auf sich selbst – und selbst das nicht immer.“
• „Einen Wolf füttert man vergeblich – er schaut immer in den Wald.“
Selbstbehauptung im Sinne von Haus IV bedeutet auf dieser Stufe die Bestätigung der eigenen Weltanschauung. Der Mensch findet ständig neue Beweise für seine Überzeugung, wird aber nie zufrieden. Seine Haltung ist destruktiv solange die Welt nicht im Chaos versinkt, bleibt sie für ihn nicht überzeugend. Solche Menschen haben oft kein Zuhause oder leben in Unordnung und Schmutz. Das befriedigt sie auf eine für andere unverständliche Weise. Ihr Haus ist ein Modell der Welt: Chaos zu Hause bedeutet Chaos im Kosmos – also stimmt die innere Haltung. Versuche von Angehörigen, Ordnung zu schaffen, wecken Zorn und Widerstand. Das äußert sich manchmal in psychologischen Spielen mit sadomasochistischem Anklang, etwa nach dem Motto: „Ich hatte nie ein Zuhause, habe keines und werde keines haben wer eines hat, ist mir etwas schuldig.“ Heimatgefühle sofern vorhanden sind konsumorientiert und negativ-anklagend: „Das Land schuldet mir etwas – und gibt mir nichts.“ Dasselbe gilt für die Familie.
Auf der zweiten Stufe der Aufarbeitung von Haus IV bleibt das Gefühl der Einsamkeit bestehen, ist aber weniger schmerzhaft. Schwarz wird zu Grau, gelegentlich blitzt Licht oder Hoffnung auf. Der Mensch gibt zu wenn auch widerwillig, dass es in der Welt kleine, zufällige Inseln von Sicherheit gibt. Einzelne Personen, auf die man sich in Maßen verlassen kann, kurze Phasen echter Zuwendung, Momente, in denen Ordnung entsteht.
Der qualitative Unterschied zur ersten Stufe: Der Mensch hält es für möglich, einen kleinen geschützten Raum zu errichten. Mit viel Mühe und etwas Glück kann dieser Rückzugsort vor der Aggression und dem Druck der Außenwelt bewahren. Auch wenn das Motiv dabei rein egoistisch ist, ist der Prozess an sich konstruktiv. Dabei lernt der Mensch Zusammenarbeit kennen und begreift, dass seine Interessen manchmal mit denen anderer übereinstimmen. Die Welt erscheint weniger feindlich und nicht immer gleichgültig. Seine Weltanschauung ist widersprüchlich, ebenso wie seine Lebenshaltung.
Er hält an Sätzen fest wie:
• „Verlass dich nur auf dich selbst.“
• „Ohne Selbstlob ist man nichts wert.“
Aber es kommen neue Sprichwörter hinzu:• „Ohne Selbstlob ist man nichts wert.“
• „Ein alter Freund ist mehr wert als zwei neue.“
• „Schuld muss man begleichen.“
Das Gesamtgefühl: Die Welt ist im Grunde chaotisch und potenziell gefährlich, aber durch zufällige Liebe und wackelige Freundschaften kann man sich mit harter Arbeit eine Art Schutzraum schaffen. Das Gefühl göttlicher Liebe oder Hilfe tritt gelegentlich in meditativen Zuständen auf – selten, zufällig, und kaum in Bezug zum eigenen Verhalten oder Leidensdruck. Dieses Niveau kann als „unvollständiger Atheismus“ beschrieben werden – mit gelegentlichen Zweifeln an der eigenen Gottlosigkeit. Der Mensch sieht die Welt und die menschliche Seele als Schauplatz des Teufels. Gottes Handlungen erscheinen selten, unbeholfen und naiv. Selbstbehauptung im Sinne von Haus IV bleibt widersprüchlich. Bei einer harmonischen Radix kann der Mensch sich über alles freuen: sowohl über den Sieg des Bösen („Ich hab’s ja gesagt – der Teufel regiert die Welt!“), als auch über das Gute („Ich hab’s doch gesagt – man kann alles erreichen, wenn man nur will!“). Doch wahre Erfüllung bleibt aus – seine Lebenshaltung ist noch nicht ganz geformt.• „Schuld muss man begleichen.“
Auf dieser Stufe strebt der Mensch danach, sein Zuhause so gemütlich wie möglich zu gestalten. Oft stellt er sein Heim bewusst oder unbewusst der Außenwelt gegenüber, die ihm aggressiv und chaotisch erscheint. Er lebt nach dem Prinzip: „Mein Zuhause ist meine Festung“. Doch gelingt es ihm nicht, Haus und Familie in einen zufriedenstellenden Zustand zu bringen. Unbewusst spürt er, dass das Zuhause nicht nur ein Teil der Welt ist, sondern auch deren Modell. Da die Welt Angst einflößt, überträgt sich dieses Gefühl auch auf das Heim. Oft geschieht dies in verdrängter Form. Die Kompensation zeigt sich in gesteigerter Aufmerksamkeit für Möbel, Inneneinrichtung, Prestige des Wohnviertels und Ähnliches. In der Familie herrscht ein offener und direkter Egozentrismus. Die Gesellschaft setzt hier keine Grenzen: „Die Familie ist die Zelle der Gesellschaft!“. Die Gefühle zur Heimat sind ambivalent. Einerseits mäßiger Patriotismus, der leicht in Chauvinismus übergeht. Andererseits der Wunsch, von ihr zu profitieren. Ein typisches Beispiel: „Welche Bodenschätze werden unseren Kindern fehlen? Rotes Kupfer? Nun, sie werden sich schon zurechtfinden. Sie wachsen ohnehin als Erfinder auf!“
Auf der dritten Stufe der Aufarbeitung des IV Hauses verliert der Mensch das Gefühl von Chaos und Sinnlosigkeit der Welt. Die Karma zeigt ihm zunehmend ihre Gesetzmäßigkeiten. Die evolutionäre Entwicklung seine eigene und die der Welt wird offensichtlich und bedarf keiner Beweise mehr. Die Welt ist weiterhin in vielerlei Hinsicht dunkel, doch es gibt auch Bereiche des Lichts, und dieses ist stärker als die Dunkelheit. Dort, wo Licht erscheint, weicht die Dunkelheit. Es gibt wenig Licht, aber gerade dieses lenkt die Bewegung der Evolution. Unten herrschen Chaos und Dunkelheit, doch auf höheren Ebenen ist es heller. Wichtig ist, dass es eine vertikale Führung gibt. Das Chaos der dunklen Kräfte unterliegt den grauen, und diese wiederum den lichten. Die lichten Kräfte bestimmen nicht die Details, aber die allgemeine Richtung der Entwicklung. Göttliche Liebe ist in der Welt reichlich vorhanden, doch sie erreicht kaum die Bereiche und Menschen mit niedrigem Entwicklungsstand. Das Gute sollte nicht gegen das Böse kämpfen, sondern es erhellen. Das Böse ist eine niedrigere Stufe des Guten, besonders bei Mangel an göttlichem Licht und Liebe.Auf der vierten Stufe der Aufarbeitung des IV Hauses wird die Lebenshaltung des Menschen ziemlich bestimmt und insgesamt optimistisch. Ist das IV Haus verletzt, wird der Optimismus zurückhaltend sein. Auf dieser Stufe ist der Mensch überzeugt, dass er Licht und Güte in die Welt tragen kann und soll. Dann können schwarze, böse und chaotische Kräfte ihm nichts anhaben: Sie zerstreuen sich und reinigen sich, wenn sie sich nähern. Menschen und die Welt sind von Natur aus gut. Man muss ihnen nur helfen, ihr wahres Wesen zu erkennen. Dann werden sie selbst das Böse überwinden, das in ihnen verborgen ist und äußeres Übel anzieht. Gerade auf dieser Stufe entsteht erstmals die Idee der Demut als Lebenshaltung. Wenn der Mensch das umgebende Böse nicht verwandeln kann, erträgt er geduldig die Leiden und Einschränkungen, die ihm zuteilwerden. Dabei verliert er nicht seine Haltung und sieht das Geschehen als Fragment sein eigenes Karma.
Hier entsteht wahre Religiosität. Der Mensch spürt regelmäßig die göttliche Präsenz. Er fühlt Schutz, Unterstützung und vor allem Bitten von oben. Indem er diese Bitten erfüllt, arbeitet er karmische Programme auf und spürt als Antwort göttliche Zustimmung oder Dankbarkeit. Dies gibt ihm wahre, tiefgründige Selbstbestätigung. Er muss seine Lebenshaltung nicht mehr vor sich selbst oder anderen bestätigen. Dies ist eine qualitativ andere Existenzebene. Auf den unteren Ebenen erfolgt die Selbstbestätigung indirekt: durch das Streben, sein Recht auf Leben und Sinn zu beweisen. Hier erhält der Mensch die Bestätigung direkt vom Absoluten.
Der Mensch spürt stets die Unterstützung seines Heims, selbst wenn es nur vorübergehend ist. Er strebt nicht nach Isolation, nicht nach einer abgeschlossenen Familie. Im Gegenteil, er sucht das Gleichgewicht zwischen innerer und äußerer Aktivität (IV. und X. Haus). Haus und Familie sollten seiner Ansicht nach in Ordnung sein, aber nicht um des selbstgenügsamen Komforts willen. Ihr Ziel ist es, der Welt zu dienen. Die gleichen Gefühle hegt er gegenüber der Heimat. Er strebt nach einem Gleichgewicht zwischen Patriotismus und internationalem Bewusstsein. Seine Liebe zum Land ist nicht blind, sondern bewusst und in den allgemeinen karmischen Kontext eingebettet.
Auf dieser Stufe sieht der Mensch das Karma bereits ziemlich klar. Seine Lebenshaltung ist der Dienst am höchsten Egregor. Dieser Egregor kann ihn vorübergehend auch zu niedrigeren senden. Wie Jakob bei Laban diente, wie Herakles die zwölf Aufgaben bei Eurystheus erfüllte. Nachdem er die Aufgaben erfüllt oder Söhne erzogen hat, zieht er weiter – um Licht in andere Länder und Schicksale zu bringen. Dabei kann seine Lebenshaltung den Umstehenden seltsam erscheinen. Seine konkreten Handlungen wirken manchmal sozial inakzeptabel. Dies geschieht, weil er die Zukunft und den höheren Sinn des Geschehens sieht und sich an für andere unzugänglichen Umständen orientiert. Er bemüht sich, das Karma insgesamt auszugleichen, nicht ihre einzelnen Episoden. Daher kann seine Ethik von der üblichen abweichen aber sie ist tiefgründig und begründet. Auf dieser Stufe verschwindet der Unterschied zwischen weißen und schwarzen Lehrern. Beide schaffen karmische Strömungen manchmal gleichmäßig, manchmal wirbelnd. All dies dient der allgemeinen Harmonie und dem Licht. Der Mensch auf dieser Stufe befindet sich in ständigem Kontakt mit Gott. Dies ist seine Form der Selbstbestätigung im IV. Haus. Sein Leben im Haus und in der Familie wird zu einem Mittel, um auf dem weltweiten Karma einzuwirken. Kindererziehung, Putzen, Kochen all dies erhält eine mystische und evolutionäre Bedeutung. Beim Staubwischen kann er die unteren Schichten des Astrals reinigen. Beim Kochen kann er kosmische Energieflüsse zur Erde lenken. Solche Verbindungen existieren auch auf anderen Stufen der Aufarbeitung, aber hier werden sie klar erkannt. Patriotismus wird nicht nur ein Gefühl, sondern ein Dienst am karmischen Egregor, der manchmal die Form eines planetaren Bewusstseins annimmt.
Die Situationen des IV Hauses auf psychologischer Ebene bedeuten die Aktivierung tiefer Programme des Unterbewusstseins. Zum Beispiel des Selbsterhaltungstriebs. Dazu gehören: Essen im Zustand des extremen Hungers, gemeinsame Familienmahlzeiten, Flucht vor tödlicher Gefahr, die Suche nach Auswegen aus bedrohlichen Situationen.Auf hoher Ebene bedeutet das IV Haus den direkten Kontakt mit Gott. Auf mittlerer Ebene vermittelt es ein Gefühl tiefer Zufriedenheit mit sich selbst und dem eigenen Leben (oder umgekehrt der Unzufriedenheit). Durch das IV Haus verlaufen die Lebenshaltungen und all jene Situationen, in denen der Mensch diese Haltungen bildet oder bestätigt. Wenn er sie bestätigt, entsteht das Gefühl tiefer innerer Richtigkeit. Zum Beispiel: „Ich habe immer gesagt, man kann den Menschen nicht trauen und wieder hatte ich recht!“ Wenn jedoch die Lebenshaltung in Frage gestellt wird, beginnt der Mensch, sie zu verteidigen, als wolle man ihm Haus, Brot und das Fundament seines Lebens wegnehmen — selbst wenn es äußerlich um Dinge geht, die ihn nicht direkt betreffen.
Das IV Haus triumphiert, wenn ein Mensch ein Haus baut, in dem er zu leben beabsichtigt. In dieser Zeit kann er ein Geschenk oder einen langfristigen Kredit von Verwandten erhalten Geldbeträge, die ihm unter anderen Umständen nie zugeflossen wären. Ein dauerhaft aktives IV. Haus in der unteren Oktave ist mit Obdachlosen und Bettlern verbunden. Für sie ist jeder neue Schlafplatz und jedes Stück Brot ein existenzielles Problem. Analog dazu ist das IV. Haus in der höheren Oktave mit heiligen Wanderern und Pilgern verbunden, die sich von Almosen ernähren. Für sie ist die ganze Welt ihr Zuhause und mit weniger geben sie sich nicht zufrieden.
Ein gewöhnlicher Mensch aktiviert das IV. Haus durch alltägliche Tätigkeiten und durch „Stärkung der Familie“. Das kann bedeuten: die Normalisierung der Beziehungen zwischen Partnern, Eltern und Kindern, die Geburt von Kindern oder eine Neuverteilung der Rollen innerhalb der Familie. Das IV. Haus ist ein harter Brocken für den Familienpsychologen. Und für den Individualtherapeuten sogar noch mehr: Wenn es um die familiären Probleme des Klienten geht, muss sich der Psychologe mit dem familiären Egregor auseinandersetzen. Die Spannung kann in solchen Fällen um ein Vielfaches steigen.
Das IV Haus zeigt sich im hohen Alter, wenn ein Mensch spürt, dass sein Leben gelebt ist, und den Tod nahen fühlt. Er zieht Bilanz (wobei es in Wirklichkeit Gott ist, der die Bilanz zieht) und versucht, seine Fehler und Lektionen zu begreifen. In dieser Zeit, insbesondere bei einem stark betonten IV. Haus, kann eine tiefe Religiosität erwachen, die während einer aktiven atheistischen Lebensphase geschlummert hat. Der Mensch beginnt, die göttliche Präsenz in sich und in der Welt zu spüren, kann dies aber meist nicht in Worte fassen. Wie immer bildet das gegenüberliegende Haus das X Haus den Hintergrund. Dessen Einfluss zeigt sich im Streben, dem jüngeren Generation Ziele und Lebensorientierungen weiterzugeben. Unbewusst formuliert der Mensch Aufgaben für seine nächste Inkarnation.
In gewissem Maße wird das IV Haus auch beim Abschluss jeder Aufgabe aktiviert. Es entsteht ein mystisches Gefühl des Endpunktes wie beim Setzen des letzten Punkts in einem Satz oder Text. Dies ist der Moment des Bilanzziehens, und es ist besser, wenn Gott das übernimmt, während der Mensch nur zuhört und nicht umgekehrt. Die Aktivierung des IV. Hauses ist typisch für das Ende eines Märchens, wenn die Helden nach Prüfungen und Abenteuern nach Hause zurückkehren: „…und sie lebten fortan glücklich und zufrieden.“
Starkes IV Haus verleiht der Persönlichkeit Tiefe. Solch einem Menschen fällt es schwer, sich auszudrücken, und noch schwerer, sich selbst zu verstehen. Er trägt starke innere Haltungen in sich. Anfangs sind diese unbewusst und formlos, aber sie haben starken Einfluss auf das Leben. Er kann plötzlich und unerwartet erkennen, dass er in bestimmten Situationen nur auf eine bestimmte Weise handeln kann selbst, wenn das der öffentlichen Meinung oder seinen eigenen oberflächlichen Ansichten widerspricht. Diese Haltungen sind von Geburt an stark, erfordern jedoch Bewusstwerdung und Anpassung an die Lebensumstände und das eigene Temperament. Ohne dies ist eine vollwertige Selbstverwirklichung nicht möglich. Denn Gott spricht aus der Tiefe der Seele zu ihm, und der Ruf zum Dienen kommt von dort.
Besonders bei verletzten IV Haus kann das zu inneren religiösen Konflikten führen. Denn religiös sollten die Lebenshaltungen selbst seine nicht äußeren ideologischen Programme.
Die Aufarbeitung des IV Hauses führt zur wahren Religiosität zum inneren Dialog mit Gott, ohne Vermittler. Ein solcher Mensch wird zu einer jener Stützen, auf denen die Welt ruht wie auf drei Elefanten. Er gibt dieser Welt nicht nur Stabilität, sondern auch eine tiefe, wesensreligiöse Begründung, auf der die Subtile Welt ruht. Für ihn sind das Haus, in dem er lebt, familiäre Beziehungen und das Gefühl von Schutz vor den Launen des Schicksals von großer Bedeutung. Doch all das erreicht er nur schwer. Meist geschieht es in der zweiten Lebenshälfte, wenn er karmisch richtige Lebenshaltungen aufarbeitet und zumindest teilweise verwirklicht.
Schwaches IV Haus bedeutet schwache Lebenshaltungen und innere Überzeugungen. Sie geben dem Menschen keine klare Richtung. Auf die direkte Frage: „Was sind die Grundlagen deiner Weltanschauung?“ wird er höchstwahrscheinlich keine klare Antwort geben können. Dennoch verlangt das IV Haus eine Aufarbeitung. Der Mensch muss sich seiner Lebenshaltungen bewusstwerden, sie korrigieren und ihnen folgen. Das ist aus karmischer Sicht sehr wichtig. Doch in diesem Fall stellt das Schicksal ihm lange Zeit keine zwingenden Forderungen. Und der Mensch verspürt keinen starken Drang zur existenziellen Selbstvergewisserung zumindest solange das V. Haus nicht in einem kritischen Zustand ist.
Ein solcher Mensch hört die Stimme Gottes in der Tiefe der Seele kaum. Seine Verbindung zum Göttlichen verläuft nicht über Lebenshaltungen und weltanschauliche Prinzipien. Andererseits fällt es ihm vergleichsweise leicht, diese Haltungen zu entwickeln. Das Unterbewusstsein leistet wenig Widerstand. Viel schwerer ist es, die übrigen unbewussten Programme und Sichtweisen diesen Haltungen zu unterwerfen — denn sie neigen dazu, ihr Eigenleben zu führen.
Ein solcher Mensch ist wenig mit seinem häuslichen Leben verbunden. Er kann jahrelang Zerstörungen im familiären Egregor nicht bemerken etwa angespannte Beziehungen zwischen Angehörigen oder eine gesprungene Fliese im Bad. All das kümmert ihn lange nicht. Doch wenn er schließlich die Notwendigkeit verspürt, bringt er das Zuhause in Ordnung wenn auch ohne besondere Freude oder Befriedigung an diesem Prozess.
Wenn das X Haus dabei stark ist, ist der Mensch eher Praktiker als Theoretiker. Die Aufarbeitung des IV. Hauses verleiht ihm die Fähigkeit, ein tragfähiges Fundament zu errichten vielleicht nicht mit zehnfachem, aber doch mit eineinhalbfachem Sicherheitsfaktor. Doch sollte er vorsichtig darin sein, über die religiösen Gefühle anderer zu urteilen. Sonst projiziert er womöglich seine eigene Erfahrung auf sie was ein Fehler wäre.
Harmonisches IV Haus verleiht dem Menschen ein tiefes Gefühl der Sicherheit in dieser Welt. In ihm lebt die Zuversicht: Am Ende wird alles gut. Dieses Gefühl überträgt sich auch auf seine Familienmitglieder. Seine Lebenshaltungen können auf niedrigem Niveau konsumorientiert sein und sich erstaunlich mit Nihilismus verbinden. Er kann denken: „Die Welt ist schrecklich und soll zur Hölle fahren aber bei mir ist alles tipptopp, so war es und so wird es bleiben. Was auch passiert, die Leute werden mir alles bringen, was ich brauche selbst wenn es das Letzte ist, was sie haben.“
Auf hohem Niveau verleiht ein harmonisches IV Haus ein starkes religiöses Empfinden, das der Mensch an andere weitergibt. Menschen in seiner Nähe spüren nicht nur, dass er in Gott lebt sie beginnen selbst, Seine Gegenwart wahrzunehmen. In ihnen erwacht eine innere Stütze, die Vertrauen in sich selbst und in das Schicksal gibt.
Auf mittlerem Niveau ist es ein Mensch, dessen Lebenshaltungen mit seinem Leben im Einklang stehen und ihn sowohl in Erfolgen als auch in Niederlagen tragen. Er findet leicht eine Rechtfertigung sowohl für Fleiß als auch für Faulheit je nach Situation. In seinem Haus herrschen fast immer Sauberkeit und Ordnung zumindest äußerlich. Wenn seine Frau plötzlich eifersüchtig wird, kann er sie schnell und fast aufrichtig beruhigen. Er wird sagen, dass sie besser und geliebter sei als all seine Geliebten zusammen besonders die aktuelle, falls es eine gibt. Natürlich kann auch bei ihm die Familie auseinandergehen. Aber ein Dach über dem Kopf wird er fast immer haben oder zumindest das Gefühl davon. Selbst wenn er im Alter in einem Pflegeheim landet (was unwahrscheinlich ist), wird er dort zumindest ein Mindestmaß an Zuwendung und würdiger Pflege finden. Sein Motto in den schwersten Zeiten: „Alles wird gut! Am Ende wird Mehl daraus und daraus backen wir Kuchen.“
Verletztes IV Haus bringt dem Menschen ernste existentielle Schwierigkeiten. In seiner Seele tobt der Kampf Gottes mit dem Teufel und der Ausgang dieser Schlacht ist keineswegs vorbestimmt. Bis ins Erwachsenenalter, mit wenigen Ausnahmen, siegt der Teufel. Ein solcher Mensch kann kaum auf Verständnis von außen hoffen. Man hält ihn womöglich für einen Schauspieler, einen Verrückten oder einfach für launisch. Doch er kennt weder inneren Frieden noch Seelenruhe. Seine Lebenshaltungen sind widersprüchlich und instabil. Besonders deutlich zeigt sich das, wenn die Spitze des IV. Hauses in kardinalen (Widder, Krebs, Waage, Steinbock) oder beweglichen (Zwillinge, Jungfrau, Schütze, Fische) Zeichen liegt. Ein solcher Mensch hat es sehr schwer aber es ist für ihn äußerst wichtig in sich ein moralisches Rückgrat zu finden, ein inneres Zentrum, auf das er sich stützen kann.
Manchmal verschwendet ein Mensch mit einem unbearbeiteten IV. Haus sein ganzes Leben auf den Versuch, falsche und unhaltbare Lebenshaltungen zu festigen. Stattdessen müsste er seine eigenen, echten finden — und durch sie eine direkte Verbindung zu Gott spüren.Hier ist die Suche nach wahrer innerer Religiosität besonders aktuell — und besonders schwierig. Der Mensch sollte nicht auf schnelle Ergebnisse hoffen. Gott erwartet ihn — aber nicht so, wie er zu Beginn seines Lebens war, sondern ganz anders: als jemand, der seine wahre Lebensstütze gefunden hat. Diese Stütze entsteht aus bitterer Erfahrung, aus dem Umherirren im Dunkel inneren Atheismus und Nihilismus.
Die Aufarbeitung verlangt das Bewusstsein: Eine pessimistische, destruktive Lebenshaltung ist ein direkter Dienst an den Kräften des Chaos und der Involution. Ein solcher Mensch hat oft zwiespältige Gefühle zu seinem Zuhause — manchmal hasst er es sogar. Die Familie befriedigt ihn selten, besonders, wenn das IV Haus schlecht aufgearbeitet ist. Er versteckt seine Haltung nicht, sondern kann sie in Momenten emotionaler Anspannung — etwa bei Vollmond — besonders scharf betonen. Der Mensch muss lernen, sein Zuhause zu lieben. Sich darum zu kümmern. Familiäre Beziehungen auf ein Gefühl der Pflicht gegenüber den Nahestehenden zu bauen — und nicht umgekehrt.
Die Aufarbeitung eines verletzten IV. Hauses bringt herausragende Ergebnisse. Unter anderem die Fähigkeit, mit Menschen zu arbeiten, die ihren Glauben verloren und einen seelischen Bruch erlitten haben. Und das ist eine der schwersten Aufgaben in seinem Leben.